Dienstag, 9. Oktober 2007

Schäubles Promitreff

Gestern war ein besonderer Tag: Ich traf morgens Wolfgang Schäuble und abends Fernsehrichter Frank Engeland.

Wolfgang Schäuble saß im Publikum und amüsierte sich teilweise prächtig oder tat so. Wir sangen ein halbes Stündchen in Berlin für den deutschen Beamtenbund, etwa 150 Leute standen und saßen in einem wohnzimmerartigen Sälchen und lauschten unserem kleinen Konzert. Schäuble war Ehrengast und musste deswegen nach vorne. Ich hab ihn nicht oft angeguckt, weil ich Angst vor ihm hatte. Ich mein, wenn der Innenminister einen Scheiße findet, wer soll einem dann noch helfen? Also riskierte ich direkten Blickkontakt nur an den nachweislich sehr witzigen Stellen in Liedern, die ich selbst nicht als Hauptstimme sang. Und tatsächlich, da lachte er.

René hat noch den Schily und Westerwelle gesehen. Die waren nicht so wichtig, die mussten nicht nach vorne. Leider müssen wir zugeben: Deswegen sind sie wohl auch nur kurz geblieben. Aber dafür mussten wir uns weniger Sorgen um unsere Ansagen machen. Ich war schon bei "Wir wollten doch nur Freunde sein" nervös: Die geschilderten Mordgedanken, sind die nicht irgendwie auch Attentatspläne? Wie war das bei dem Schäuble noch? Lafontaine war ja das Messer, und Schäuble? Mit einem Revolver? Oh Gott, da kommt ja gleich die Stelle mit der Munition im Schrank! Hoffentlich sind nicht alle zu Tode beleidigt und pikiert! - solche Gedanken halt. Wär jetzt der Westerwelle geblieben, hätte ich Angst gehabt, dass Witze über Schwule in unseren Liedern vorkommen. Tun sie ja nicht, aber befürchtet hätte ich es. Jetzt weiß ich auch warum: Bei Bindungsangst sag ich ja den Männern, dass sie vom Anfassen nicht direkt schwul werden.

Das Konzert lief gut, alle waren glücklich, und während die Jungs mit dem Flugzeug zurück kamen, blieb ich noch in Berlin und nahm einen späten Zug. Und so entging mir nicht die Begegnung im Zugrestaurant, die diesen sehr spannenden Tag abrundete und ihm einen letzten Höhepunkt verlieh: Am Tisch direkt gegenüber des Mittelgangs saß der Star mancher späten Hotelnächte: Richter Frank Engeland. Der der unbestritten charismatischste in der an Fernsehrichtern nicht armen deutschen Fernsehlandschaft ist. Ich überlegte, ihm ein Kompliment zu machen, aber er war in Begleitung einer sehr jungen Dame, von der ich nicht wusste, ob es seine Tochter, Assistentin, Geliebte oder irgendeine Kombination aus alldem war. Ich hab es also dann sein gelassen, das war wahrscheinlich eine gute Idee.

Als ich an zu Hause war, fiel mir - zwölf Stunden später - noch eine fantastische Ansage ein, die beim Beamtenbund eingeschlagen wäre wie ein Bombe (Wortspiel beabsichtigt). Ich hätte gegen Beginn unseres Konzertes gesagt:
"Herr Schäuble, wir freuen uns, dass auch Sie da sind. Wir verstehen, dass Sie irgendwann unser Fest verlassen werden, weil Sie noch andere Termine haben. Wir wissen nicht, wann das sein wird, aber der Punkt wird kommen, an dem werden Sie uns verlassen. Also gilt für uns alle: Lassen Sie uns die Zeit bis dahin noch genießen, haben wir gemeinsam noch ein bisschen Freude mit A-cappella-Musik - viel Spaß mit Basta!"

Gesagt hätte ich das natürlich nicht, nachher wär der noch wütend gefahren. Aber dort zu stehen und zu wissen, dass ich es sagen KÖNNTE - das hätte das Konzert und somit den ganzen Tag noch grandioser gemacht als er eh schon war. Der Tag, an dem ich morgens Wolfgang Schäuble und abends Fernsehrichter Frank Engeland traf.