Sonntag, 3. Juni 2007

Der peinlichste Moment

Mir ist heute eine peinliche, aber auch sehr lustige Geschichte auf der Bühne der Kölner Philharmonie passiert. Wir hatten unseren Auftritt vor 2000 Zuhörern zu Ende gebracht, ich war glücklich durch die Uraufführung von "Blonde Augen" gekommen, hatte den Textausdruck gar nicht gebraucht, den ich mir für eine eventuell eintretende Notsituation (Blackout, Hänger) flach auf den Flügel gelegt hatte, und war mit meinen Noten erleichtert und guter Dinge an den Seitenrand der Bühne zurückgekehrt. Direkt nach uns begann das große Finale: etwa 50 Instrumentalisten der Nordwestdeutschen Philharmonie unter Leitung des Dirigenten Heinz Walter Florin und 80 Sänger des Deutz-Chores stimmten "Barcelona" an; große Blechfanfaren, Gewirbel in den Streichern, pompös bis dorthinaus - Finale eben.
Auf einmal Verwirrung beim Dirigenten, die Pianistin erhebt sich vom Flügel, gestikuliert, der Dirigent unterbricht; fragt "was ist denn los?", ABSOLUTE STILLE, die Pianistin: "Meine Noten, wer hat meine Noten weggenommen?"

Ich.

Ich hatte die Noten weggenommen. Erleichtert über die geglückte Premiere, hatte ich nicht so genau hingeguckt, welche Papiere ich vom Flügel mitnahm. Die arme Frau hatte fast eine Minute lang panisch gesucht und sich nicht anders zu helfen gewusst, als 140 Musiker zu unterbrechen und nach den Noten zu fragen. Oh Gott.

Ich bin selten so rot geworden. Ich hab alles zugegeben, der gute Andreas hat (ich war handlungsunfähig) der Pianistin ihre Noten zurückgegeben, und Heinz Walter Florin startete einen neuen Versuch. Der gelang dann. Man muss allerdings auch der Vollständigkeit halber erzählen, dass das alle irgendwie nicht so schlimm fanden. Weder das Publikum noch die Musiker, und zum Glück auch nicht die Pianistin, bei der ich mich dann nach dem Stück mit Kniefall entschuldigte.

Die Jungs haben sich jedenfalls prächtig amüsiert.