Dienstag, 20. November 2007

Auf Senderreise

Unser Kalender ist zur Zeit voll gepackt mit Interviews, Radiobesuchen und Fernsehauftritten, wir sind die ganze Zeit auf Achse. Aber es lässt sich gut aushalten, da wir das so oft ja auch nicht machen und es unangenehmere Dinge gibt, als sich freundlich interessierte Fragen zu seiner Arbeit anzuhören und sie zu beantworten. Das werden Superstars wie die Rolling Stones vielleicht anders sehen, aber uns schmeichelt das. Also reisen wir guten Mutes durch Deutschlands Radiostudios und sprechen Station-IDs ein (sprich stejschn-ei-dihs, so was wie "Hallo, wir sind Basta und ihr hört Radio Regenbogen - das Beste aus den 80ern, 90ern und das Geilste von heute! ").

Vorletzte Woche war es besonders spektakulär, als wir bei SAT 1 waren. Ein Chaos vor dem Herrn bei denen, meine Fresse. Das werden die dortigen Mitarbeiter wahrscheinlich anders sehen. Aber wir fanden das schon krass, in welcher Windeseile dort Regieanweisungen durch den Raum gerufen und widerrufen wurden, immer schön zwanzig Sekunden, bevor man wieder auf Sendung ging. Eine Sendung wohlgemerkt, bei der ja nun auch durchaus ein Milliönchen zuschaut.

Im Normalfall lief das so ab: Unsere geplanten Zeitfenster spielten nur noch eine unergeordnete Rolle, denn immer wieder kam eine freundliche Dame vom Frühstücksfernsehen in unseren Aufenthaltsraum und teilte uns mit, man könne nochmal so fünfzehn Sekunden von uns gebrauchen. Musikalisch könnten wir machen, was wir wollten, ein SAT1-Jingle wär natürlich fantastisch. Wir probten also den betreffenden Fünfzehnsekünder ein. Im Studio angekommen wurde dann eine Minute vor Sendebeginn vom Aufnahmeleiter durch den Raum gerufen, dass wir 45 Sekunden Zeit hätten, wir sollten einfach länger singen. Na prima! Hektik bei uns: "Was machen wir? Welches Lied? Nur Refrain, welches Ende?" Der Aufnahmeleiter zählte von 10 bis 1 runter, so bei 0,8 hatten wir es dann und sangen. Kommentar nach unserem Beitrag von den Herrschaften bei SAT1: "Das war ja ein ganz anderes Lied!". Ach so.

Na gut, das klingt hier vielleicht ein bisschen gemein. Ich gebe zu: Man muss tatsächlich verstehen, dass es in so einer Sendung nie möglich ist, auf die Sekunde genau zu planen, was wie lang dauert. Und dass wir natürlich freiwillig da standen, um ein bisschen zu musizieren; das hätten die sonst schon anders lösen können. Und wenn man dort mitmacht, unterliegt man natürlich denselben Regeln wie zum Beispiel die Moderatorinnen, die genauso flexibel auf die Aufnahmeleitung reagieren müssen und es abzukönnen haben, wenn diese Aufnahmeleitung ihnen mit schlimmsten Gesten zu verstehen gibt, dass sie gefälligst ihren Arsch zum Sofa zu bewegen haben. Ja, so war das.

Ein paar Tage später dann Kontrastprogramm bei NRW-TV. Ein Kleinstsender, den manche Leser dieses Blogs gar nicht kennen werden, weil halt nicht NRW. Dort war man die Ruhe selbst. Klar, lag auch daran, dass das eine Aufzeichnung war. Aber trotzdem - die Gelassenheit war schon erstaunlich. Es ging los mit den bescheiden zu nennenden Produktionsmitteln. Zum Vergleich: SAT1 residiert in Berlin-Mitte hochherrschaftlich in einem Prachtbau, zu Quadratmeterpreisen, bei denen selbst der Makler rot wird. Von dem Geld, das SAT 1 mietentechnisch für den Platz für ihr Bügelbrett in der Abstellkammer bezahlt, könnte sich NRW-TV glatt jeden Tag ein ganzes Bügeleisen kaufen. Machen sie aber nicht, sie haben einfach gar keins. Auch eine Lösung. Wir fanden das ehrlich gesagt schon lustig, dass da jemand Fernsehen macht ohne Bügeleisen. Haben wir dem Aufnahmeleiter auch gesagt, der verstand das gar nicht.

Die Sendung war dann sehr nett, wir haben geplaudert, gesungen und sind irgendwann nach Hause gefahren. Da konnte ich dann endlich bügeln. Ging aber nicht, ich besitze nämlich weder Brett noch Eisen.

Ich beschließe diesen Eintrag mit einem Foto von Andreas vor dem Atrium von NRW TV.