Heute haben wir ein recht außergewöhnliches Konzert gegeben.
A, weil ihm ein Workshop mit einer jungen und talentierten Nachwuchscombo vorausging und diese Gruppe namens „Seven Up“ auch einen Teil des Konzertes bestritt; B, weil unser Auftritt in den Strudel einer Reihe von verwirrenden Vorgängen im Rahmen eines beispiellosen Verbrechen, das in Bocholt verübt wurde, hineingezogen wurde.
Vor zwei Wochen war in die örtliche Musikschule eingebrochen worden, was an und für sich schon eine Sauerei ist und auch idiotisch. Viel wurde nicht mitgenommen – eine Musikschule besitzt oder ist ja keine Gelddruckmaschine – aber unter dem bescheidenen Diebesgut befanden sich auch 100 Karten für unser Konzert!
Was war der Plan gewesen? Hatte der Dieb die Karten zu Höchstpreisen auf dem Schwarzmarkt verkaufen wollen? Würde er sich gar eine eigene sichern und sich wie der Wolf im Schafspelz brav applaudierend unter das ehrliche und nichtsahnende Publikum mischen? Würden wir einen Verbrecher unter uns haben?
Die Musikschule hatte vorbildlich reagiert und einen gerissenen Plan entworfen: sie hatte die Tickets neu drucken lassen, aber – ein Trick so einfach wie genial - in einer anderen Farbe. So würde das Monster von Bocholt sich bei einem Besuch durch die Kolorierung der Eintrittskarte verraten und in die offene Falle tappen.
Wir selber ließen es uns nicht nehmen und lauerten heute Abend vor Konzertbeginn versteckt hinter Säulen und in Tarnanzügen auf den umliegenden Häusern liegend mit unseren Fangnetzen auf den Unhold und seine Bande. Wir hielten die Stellung bis kurz vor Acht, aber alle Gäste waren sauber.
Diese Zeilen schreibe ich vom Dach der Stadtsparkasse, gegenüber liegen René und Werner. Sie frieren. Thomas ist mit bloßem Auge nicht zu sehen, aber wenn ich das Nachtsichtgerät zu Hilfe nehme, lässt sich der Schnorchel im dunklen Wasser erahnen. Der Täter wird kommen. Wir sind bereit.