Ich bin froh, dass ich damit gewartet habe, zu schreiben. Anstatt an dieser Stelle meine Meinung zum Entstehen dieser ungewöhnlichen Situation kund zu tun, kann ich mich jetzt darauf beschränken, von dem außerordentlichen schönen Konzert in Magdeburg zu erzählen.
Wir haben, nachdem die Absage aller vier Konzerte unumstößlich feststand, stundenlang zusammengesessen und uns überlegt, wie man reagiert und wie man es vermeidet, unser Publikum vor den Kopf zu stoßen. Wir haben uns dazu entschieden, einfach trotzdem nach Magdeburg zu fahren. Das war eine riskante Sache, weil der Veranstalter bereits über das Ticketsystem Absage-Emails hatte verschicken lassen. Wir ahnten also nicht, wer noch auf unsere Website gegangen war, um sich darüber zu informieren, was wirklich passierte.
Um viertel nach sieben, eine Dreiviertelstunde vor Konzertbeginn, waren erst vier Gäste da, uns schwante Übles. Doch immer mehr Leute kamen, und um viertel vor acht mussten wir Stühle dazu stellen. Es war eine ungewohnte Erfahrung, sich über jeden einzelnen Besucher so zu freuen – ansonsten nehmen wir das Publikum eher pauschal und als Menge wahr, das wir von der Bühne aus als einheitlichen Block sehen. Jetzt war es wie früher, als wir in Köln in den kleinsten Läden spielten, nervös in den Zuschauerraum lugten und ungläubig das Kommen jeder einzelnen Person bestaunten, die kamen, um tatsächlich uns zu sehen.
Das Konzert war toll, alle genossen die außergewöhnliche Atmosphäre. Das Publikum war dankbar, dass wir erschienen waren und auch noch umsonst spielten; wir waren unsererseits glücklich, dass das Publikum trotz all des Brassels gekommen war.
Wir freuen uns auf ähnliche Erlebnisse in zwei Wochen, wenn wir nach Sachsen fahren (ob nun zu zwei oder drei Konzerten, muss sich noch zeigen) – also sagt allen Bescheid. Wir kommen!